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Revival der Atomenergie? Kein Weg Richtung Zukunft

Die Bundesregierung in Deutschland hat im Zuge der Energiekrise für die drei noch am Netz befindlichen Atomkraftwerke (AKW) eine Laufzeitverlängerung bis Frühjahr 2023 beschlossen. Im Sommer hatte die EU-Kommission in Brüssel Atomstrom trotz massiver Kritik mit dem grünen Label als nachhaltig deklariert. Frankreich setzt seit jeher stark auf Atomstrom. Und selbst Japan, das nach dem Super-GAU 2011 in Fukushima aus der Atomenergie aussteigen wollte, geht nun wieder den Weg zurück. Stellt sich nur die Frage: in die Vergangenheit oder in die Zukunft?

Angesichts der Risiken und der ungeklärten Frage der Endlagerung hoch radioaktiver Brennstäbe muss die Frage erlaubt sein, ob das Revival der Atomenergie nicht nur ein kurzlebiger Reflex auf die Energiekrise und die damit verbundene Kostenexplosion ist?

Auf- und Abstieg der Atomenergie: kurze Bestandsaufnahme

Ab den 1960er Jahren gingen immer mehr Atomkraftwerke ans Netz. Das energieliefernde Prinzip der Kernspaltung war spätestens seit den beiden Atombombenabwürfen über Japan bekannt, ebenso aber auch die verheerenden Folgen radioaktiver Strahlung für Mensch und Umwelt.

Viele Jahrzehnte lieferten Atomkraftwerke vermeintlich billigen Strom. Doch das immense Risiko läuft immer mit, wenn sich die Kernspaltung im Reaktorkern vollzieht. Das wurde 1986 in Tschernobyl und 2011 in Fukushima deutlich, als es zu massiver radioaktiver Verseuchung kam. Dass es in Österreich keine Atomkraftwerke gibt, ist nur ein schwacher Trost. In Deutschland wurde mit der Energiewende das Ende der Atomkraft ausgerufen, aber heute zeigt sich, dass unser Nachbarland damit ziemlich alleine dasteht. In vielen Ländern weltweit feiern Atomkraftwerke ein Revival.

Dabei braucht es keine Explosion oder Kernschmelze, um die Risiken der Atomenergie aufzuzeigen: Weltweit ist das

Problem der Endlagerung

nicht überzeugend gelöst. Gebrauchte Brennstäbe stellen zigtausende Jahre eine Gefahr dar, selbst wenn das letzte AKW lange vom Netz genommen wurde. Wer möchte da ernsthaft von einer nachhaltigen Lösung für die Energieversorgung sprechen?

Brauchen wir ein Revival der Atomenergie?

Ein Blick auf zentrale Fakten zeigt ganz klar: Wir brauchen keine Atomkraft! Die Sonne liefert pro Stunde (!) so viel Energie, dass sie unseren Planeten ein Jahr lang mit grünem Strom versorgen könnte. Sonnenenergie ist immer kostenlos verfügbar. Bislang fehlt aber weltweit noch der politische Wille, eine wirkliche und somit nachhaltige Energiewende einzuleiten.

In Deutschland ist das Aus für Atomkraftwerke ein konsequenter Schritt Richtung Zukunft: 2022 lag der Anteil an Solarstrom bereits bei knapp 11 %, also deutlich über der Leistung der verbliebenen Atomkraftwerke. Für 2023 ist ein Ausbauziel von 9 Gigawatt für neue Photovoltaikanlagen herausgegeben worden. Auch für Österreich schauen die Prognosen gut aus.

Durch die richtigen politischen Rahmenbedingungen (weltweit!) lässt sich der Ausbau deutlich beschleunigen. Denken Sie nicht nur an Österreich oder Europa: Auch in Wüsten könnten riesige Solarkraftwerke entstehen, die einen wichtigen Beitrag zur Energieversorgung für alle Menschen sicherstellen würden. Oder wir befüllen zuerst noch unsere Dächer, die auch schon gewaltige Flächen ausmachen und dadurch einen enormen Beitrag zur Energieversorgung leisten könnten.

Atomstrom vs. Photovoltaik: Wohin geht die Reise?

Von Photovoltaikanlagen auf dem Dach geht keine Gefahr aus: Sonnenenergie ist immer kostenlos verfügbar.

Hohe Wirkungsgrade moderner Solarmodule sorgen selbst im Winter für eine überzeugende Leistung. Momentan mangelt es vor allem an Speicherkapazitäten, um auch an grauen Tagen für ein stabiles Netz zu sorgen. Hier lassen sich in den kommenden Jahren aber deutliche Fortschritte erzielen. Für Unternehmen und Haushalte war es angesichts explodierender Stromkosten nie vorteilhafter, in Photovoltaik zu investieren. Durch eigenen grünen Strom lassen sich Preissteigerungen abfedern und der Eigenbedarf zu einem großen Teil abdecken.

Weitreichende Sicherheiten fehlen jedoch nach wie vor bei der Atomenergie. Denn im Wesentlichen besteht das Revival darin, alte Kraftwerke aus den 1980er Jahren weiter laufen zu lassen. Zwar sind neue Typen von Atomkraftwerken in Planung: Es wird aber Jahre dauern, bis diese laufen.

In einer Regierungserklärung im Juni 2011 stellt die damalige Kanzlerin Angela Merkel (eine promovierte Physikerin!) fest:

"In Fukushima haben wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass selbst in einem Hochtechnologieland wie Japan die Risiken der Kernenergie nicht sicher beherrscht werden können." Ein Restrisiko wird sich trotz umfassender Sicherheit nie ausschließen lassen und die Endlagerung von Atommüll können auch neue Typen von Atomkraftwerken nicht lösen. Erdbeben, Tsunamis, Terroranschläge und die Folgen des Klimawandels werden einen zu 100 % sicheren Betrieb eines Atomkraftwerks nicht möglich machen. Es nützen auch mehrere unabhängige Sicherungssysteme im Kühlkreislauf eines Reaktors nichts, wenn Flüsse durch Umweltfaktoren nicht mehr genügend Kühlwasser liefern. Insofern muss die Frage gestellt werden, wie angesichts der boomenden Solarenergie ein wirtschaftlicher Betrieb von Atomenergie weiterhin möglich sein soll?

Fazit: Die Zukunft der Stromversorgung ist erneuerbar

Angesichts der Risiken und des aktuell sehr günstigen Solarstroms gibt es keine zukunftsorientierte Alternative zum Ausbau von Windkraft und Photovoltaik. Gefragt sind jetzt vor allem mutige politische Entscheidungen, um die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Durch den Ausbau von Speicherkapazitäten wird Solarenergie in wenigen Jahren einen sehr großen Anteil zur Versorgungssicherheit leisten können.

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